Ritournelle: Entwürfe für ein sesshaftes Leben

"Dem Zufall Raum geben. Die Unordnung erfahrbar machen. Die Bejahung zur Entfaltung von Körper und Stimmen in der Welt. Das alles beschreibt Bebbers Arbeitsansatz hervorragend. Er schafft sich mit jeder Arbeit neue Herausforderungen. Ihm geht es darum, die Unsicherheit zu genießen, um aus ihr heraus neue Erfahrungen zu generieren. Für Bebber ist die Musik nicht nur ein Mittel, um sich unabhängig von Sprachbarrieren zu verständigen, sondern er sieht in ihr das Potential in der Verhandlung über die unterschiedlichen Qualitäten der Annäherung und sucht über dieses Mittel, in ein tiefes Gespräch und in eine echte Verständigung zu kommen. Das Ringen um dieses Ankommen in der gemeinsam erschaffenen Musik, mag die Station auch noch so vorläufig sein, ist seine Motivation,

der Weg dahin sein Ziel."

 

(Birgit Schmalmack / www.freies-musiktheater-hamburg.de)

Angespült am scheinbar fremden Strand, erkennt Odysseus nach 20 Jahren Irrfahrt weder die eigene Heimat, noch wird er selbst erkannt. 3000 Jahre später sind die Menschen immer noch und schon wieder etwas unsicher, ob sie irgendwo tatsächlich Zuhause sind und mit welchem Recht und mit welchen Konsequenzen sie von sich sprechen können. In einer zeitgenössischen Bearbeitung übersetzen Benjamin van Bebber und Leo Hofmann Monteverdis Oper »Heimkehr des Odysseus ins Vaterland« in ein szenisches Konzert für sechs Stimmen und mobile Electronica. Die Musik wird zu Landkarte und Versuchsfeld für eine Begegnung mit der eigenen Fremdheit und geteilter Heimatlosigkeit. Im gemeinsamen Spielen und Musizieren sucht das internationale Ensemble nach Intimität und einem fragilen Zuhause in einer von globalen Migrationen und kultureller Verunsicherung geprägten Gegenwart – und nach Gemeinschaft jenseits identitärer Abgrenzung. Nach ihrer choreografisch-kompositorischen Überschreibung der »Winterreise« als Vorstudie für ein nomadisches Leben, widmen sich van Bebber und Hofmann nun mit ihrem transdisziplinären Performer*innen-Team dem Wunsch nach Sesshaftigkeit.

 

Künstlerische Leitung & Performance: Benjamin van Bebber / Musikalische Bearbeitung & Performance: Leo Hofmann / von und mit: Senem Gökçe Oğultekin, Mor Demer, Jessica Gadani, Lukas Vögler / Licht & bühne: Ladislav Zajac / Kostüme: Jessica Gadani / Dramaturgische Mitarbeit: Franziska Henschel / Choreografische Mitarbeit: Jan Burkhardt / Hospitanz: Daniela Victoria Kiesewetter / Dramaturgie-Assistenz: Jana Griess / Produktionsleitung: Jeanne Charlotte Vogt und Katharina Held

Eine Produktion von Benjamin van Bebber und Kampnagel. Gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, dem Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Hamburgische Kulturstiftung, der Ilse und Dr. Horst Rusch-Stiftung sowie der Claussen-Simon-Stiftung.